Gibt es nicht. Gibt es doch! Zumindest, wenn man der Geschichte von Clairvius Narcisse Glauben schenkt.
Clairvius Narcisse „verstarb“ im Jahre 1962 und wurde von seiner Familie anständig begraben. 18 Jahre später tauchte Clairvius jedoch wieder in seinem Heimatort auf und gab sich seiner Schwester zu erkennen. Aber wie war dies möglich?
Eigentlich ganz einfach.
Wie bekannt, haben die Haitianer schon seit Ewigkeiten eine Voodoo-Kultur und glauben an Zombies. Nicht jedoch an diejenigen, die gierig nach Menschenfleisch sind, sondern an Untote, denen die Seele gestohlen wird und sie deshalb keine Ruhe finden. Clairvius war jedoch kein untoter Wiedergänger aus dem Jenseits. Seine Geschichte ist tatsächlich real.
Clairvius Narcisse wurde das Opfer eines Bocors, einem mächtigen Voodoo-Zauberer. Dieser hat sich einer bestimmten Droge bedient, um Clairvius zu betäuben. Clairvius wurde daraufhin zwar für tot erklärt und begraben – jedoch ist er nicht gestorben. Seine Familie hat dies nicht bekommen, sondern lediglich nur, dass jemand kurz nach dem Begräbnis das Grab beschädigt hatte. Das Clairvius von seinem Peiniger aus dem Grab geholt wurde, bemerkten sie jedoch ebenfalls nicht.
Der Fall wurde 1986 vom Ethnobotanist Dr. Wade Davis wie folgt erklärt: Clairvius Narcisse sei mit Hilfe von Tetrodotoxin in einem komatösen Zustand versetzt worden. Dieses Nervengift aus Kugelfischen ist 160.000 mal stärker als Kokain. Es genüge bereits, es in aufgeschürfte Haut einzureiben. Nachdem Clairvius aus seinem Sarg geholt wurde, habe der Voodoo-Priester eine weitere halluzinogene Droge verwendet, um Clairvius in willenloser Trance und als Plantagen-Sklaven zu halten. Es handelte sich dabei um Datura stramonium (Stechapfel).
Der Voodoo-Priester starb zwei Jahre, nachdem er Clairvius entführt hatte, der dadurch wieder frei wurde. Es dauerte jedoch weitere 16 Jahre, bis er zu seiner Familie zurückfand. Sie erkannten ihn sofort wieder und als er ihnen erzählte, wie er bei vollem Bewusstsein für tot erklärt, begraben und wieder ausgegraben wurde, waren sie zwar überrascht, akzeptierten seine Geschichte jedoch, weil sie eben fest an Voodoo glaubten.
Clairvius wurde später als „Mann, der einst ein Zombie war“ genannt. 1980 bezeichneten die Wissenschaftler Dr. Lamarque Douyon und Dr. Nathan Klein den Fall Clairvius Narcisse als ersten bestätigten Fall von „Zombietum“ (Zombie cadavre um genau zu sein.). Die Sache war für die Wissenschaft umso verstörender gewesen, dass der „Tod“ von Clairvius Narcisse akkurat belegbar und sogar von zwei amerikanischen Ärzten festgestellt worden war.
Dr. Davis untersuchte ein paar Jahr später in Haiti die Pflanzengifte, die 1962 benutzt worden waren, um Clairvius in einen Zombie zu verwandeln. Dr. Davis hätte nicht gedacht, dass Zombies real sein könnten, doch nachdem er die Wirkung von Tetrodotoxin und die haitianische Kultur studiert hatte, wurde er eines Besseren belehrt. Der kulturell verankerte Glaube an Zombies spiele eine große Rolle, meinte er. Dabei sei das Thema hochsensibel, denn die haitianische Voodoo-Kultur und ihr Zombie-Glaube würden meist falsch verstanden, speziell da das Thema Zombies nur einen Bruchteil, aber nicht den Kern des Voodoo ausmache.
Wenn ein Mensch aus diesem Kulturkreis dann in den halluzinogenen Zustand käme und nicht mehr Herr seiner Sinne sei, könne dies den Placebo-Effekt haben, ihn glauben zu lassen, dass jemand seine Seele gestohlen habe und er zum Zombie geworden sei.
Dr. Davis glaubt, dass die Verwandlung in einen Zombie innerhalb einer Gemeinschaft als abschreckende Strafe benutzt wurde, die allerdings nur selten verhängt wurde. Im Fall von Clairvius Narcisse soll sich dieser mit seinem Bruder über ein Stück Land gestritten haben.
In Japan kommt es übrigens auch häufig zu Vergiftungen mit Tetrodotoxin, da der Kugelfisch dort als Delikatesse gilt. Manchmal enden diese Vergiftungen sogar mit dem Tod. Nur werden die japanischen „Kugelfisch-Opfer“ nicht als Zombie bezeichnet.
Hier die Geschichte von Clairvius Narcisse in einem Video (englisch)